Wilhelm Ganzhorn (1818 – 1880)
Aufsatz zum 200. Geburtstag des Oberamtsrichters und Dichters
Von Dr. Alfred Hinderer
Herkunft und Geschichte der Vorfahren
Das Leben Wilhelm Ganzhorns, seiner Vorfahren und Eltern, seiner Familie und den nachfolgenden Generationen ist im Buch seines Urenkels, Dr. Jürg Ganzhorn,
„Im schönsten Wiesengrunde – Wilhelm Ganzhorn“ ausführlich beschrieben (siehe Literaturhinweis am Ende des Artikels). Der Text dieses Aufsatzes basiert auf seinem Buch.
Der Stammvater Georg Ganzhorn kam im 30jähigen Krieg von Sommenhardt bei Zavelstein nach Sindelfingen und wurde hier Bauer. Wilhelms väterliche Großeltern, Peter und Maria Agnes Ganzhorn, betrieben die Stegmühle an der Würm in Döffingen. Der junge Wilhelm war dort oft zu Besuch, und das Würmtal könnte deshalb der Entstehungsort seines berühmten Liedes sein.
Auf dem Maichinger Friedhof erinnert ein Gedenkkreuz (seine Inschrift wurde später auf eine Steintafel an der Wand übertragen) an die Ermordung von Wilhelms Großtante Maria Ganzhorn. Sie wurde 1703, nur 18-jährig, von zwei betrunkenen Soldaten überfallen, geschändet und erstochen. Die Täter wurden in Stuttgart hingerichtet. Mehr darüber kann man im „Stadtgeschichtlichen Weg Maichingen“ nachlesen, auf dem ihr der Schwarzwaldverein Sindelfingen e.V. eine Station bei der Laurentiuskirche gewidmet hat.
Gedenkkreuz der Maria Ganzhorn
Die Eltern
Der Vater, Johann Georg (auch Jerg genannt), wurde 1775 in Döffingen geboren. Nach einer Bäckerlehre ging er von 1794 bis 1796 „auf die Walz“. 1796 heiratete er Maria Magdalena Renner, die Tochter des Sindelfinger Kastenknechts Jakob Friedrich Renner. Er war später als Bäcker tätig und erwarb das Sindelfinger Bürgerrecht. Ab 1798 wird er als Stiftsverwaltungskastenknecht (Arbeiter im Getreidemagazin) erwähnt. 1797 machte er das Feldmesserexamen. 1800 erwarb er von seinem Schwiegervater die Schildwirtschaft mit Herberge „Zur Goldenen Glocke“ in Sindelfingen. Die Familie bekam 3 Kinder, die aber früh verstarben.
1812 wurde er Schlossinspektor in Böblingen und 1813 Kameralkastenknecht. Er verkaufte die Schildwirtschaft „Zur Goldenen Glocke“ wieder und auch allen Grundbesitz in Sindelfingen und zog ins Schloss in Böblingen. 1817 starb seine Frau Maria Magdalena.
Im selben Jahr ging er seine zweite Ehe mit Catharina Margaretha Maisch aus Böblingen ein. Ihr Vater, Johannes Maisch, war Bauer, Ratsverwandter und Gerichtsbeisitzer, später Stadtrat in Böblingen. Damit erwarb der Vater das Bürgerrecht in Böblingen. Aus dieser Ehe stammte Wilhelm Ganzhorn.
1818 wurde das Böblinger Schloss vom Land an die Stadt Böblingen verkauft. Im südlichen Schlossflügel wurden Schulen eingerichtet, der nördliche Schlossflügel wurde abgebrochen.
1821 wurde Johann Georg Ganzhorn zusätzlich auch Kastenpfleger (Leiter des Gemeinde-Kornlagerhauses) am Gemeindekasten in Sindelfingen und ab 1832 Zehntkassier. 1822 zog er nach Sindelfingen und kaufte 1826 das zweistöckige Ackerbürgergebäude mit Wohnhaus, Scheuer, Stallung, Magazin und großem Garten an der damaligen Stuttgarter Str. 1 (heute Vaihinger Str. 1).
1825 starb auch seine zweite Ehefrau, Wilhelms Mutter. 1826 ging der Vater eine dritte Ehe mit Anna Barbara Fischer, geb. Langer ein. 1841 starb Johann Georg Ganzhorn.
Nach seinem Tod übernahmen seine beiden Söhne aus der ersten Ehe, Friedrich und Gottlieb, das väterliche Anwesen an der Vaihinger Straße, und Gottlieb überließ 1842 danach seinen Anteil dem Bruder. Das Haus und das dahinter liegende Gartengrundstück wurde von Jakob Friedrich Essig erworben und stand als „Haus Essig“ bis zu seinem Abbruch im Jahr 1984. Der Gartenteil entlang der Stuttgarter Straße ging an den Schwanenwirt und Gemeinderat Friedrich Held.
Weitere Häuser der Ganzhorns in Sindelfingen
In der Oberen Vorstadt 28 steht das Haus, das Georg Ganzhorn, der Stammvater der Familie, im Jahr 1640 erworben hatte. Weitere Häuser gehen auf Friedrich Ganzhorn, Wilhelms jüngstem Bruder, zurück. Er hatte den Beruf des Bortenmachers gelernt. Dann betätigte er sich als Immobilienmakler und kaufte, renovierte und verkaufte Häuser. Wegen Misserfolgen ging er jedoch in Insolvenz. Drei seiner um 1845 erbauten Häuser standen bis zu ihrem Abbruch in der Seemühlestraße 27, 29 und 31.
Erhalten ist das Fachwerkhaus Obere Vorstadt 36, in dessen Erdgeschoss sich der Lebensmittelladen von „Oma Klemm“ befand, die 2013 verstarb. Sie ist vielen damaligen Schulkindern und Eltern noch gut in Erinnerung. Erhalten ist auch das Haus Lange Straße 23.
Wilhelm Christian Ganzhorn
Er entstammte der zweiten Ehe seines Vaters und wurde am 14. Januar 1818 im Böblinger Schloss geboren. Mit seiner Geburt erwarb er das dortige Bürgerrecht und behielt es bis zu seinem Tod. Er wuchs mit den zwei Brüdern und drei Schwestern aus der ersten Ehe seines Vaters auf, ging in die Lateinschule in Sindelfingen (heute Ernst-Schäfer-Haus) und wurde 1832 konfirmiert.
Nach dem Wunsch seines Vaters sollte er Pfarrer werden. Dazu musste er das württ. Landexamen bestehen, danach je zwei Klassen am evangelischen Unter- und am Oberseminar besuchen und dann am Evangelischen Stift in Tübingen Theologie studieren. Seine schulischen Leistungen waren ziemlich gut, nur in Hebräisch erhielt er die Note mangelhaft, weil er auch eine große Abneigung gegen diese Sprache hatte. Deshalb ging der väterliche Wunsch nicht in Erfüllung.
Für ein Studium an einer Universität benötigte er das Abitur an einem Gymnasium. Deshalb besuchte er vom Frühjahr 1832 bis zum Herbst 1836 das „Eberhard-Ludwig-Gymnasium“ an der Ecke Gymnasium- und Kronprinzenstraße in Stuttgart. Seine Lehrer waren Prof. Osiander (Latein), Cless (Griechisch und Hebräisch), Hochstetter und Kapf (Mathematik und Geographie) und Gustav Schwab (Erzieher). Die Schulzeit endete mit der – trotz eigener Zweifel – erfolgreichen „Prüfung zum akademischen Studium der Rechtswissenschaft“. Damit war Wilhelm Ganzhorn zum Jurastudium in Tübingen zugelassen.
Erste Gedichte:
Schon während der Schulzeit versuchte er sich mit eigenen Gedichten. Er schrieb 200 kleinere und größere Werke. Schon als 15-jähriger schrieb er das Gedicht „Der vergnügte Landmann“ und vom Mai bis Juli 1836 die beiden Gedichte „Des Dichters Freiheit“ und „Des Geistes Freiheit“. Später folgten „Die Rose“ und „Die Flucht“ und gefühlvoll romantische und erotische Gedichte, in denen junge Mädchen vorkamen.
Nach der Maturaprüfung leistete er ein halbes Jahr Dienst in der Schreibstube des Amtsnotars Joseph Friedrich Fink in Sindelfingen. Das Zeugnis von 1837 lautete auf „willig, treu und fleißig“.
Jurastudium in Tübingen (1837 – 40)
Sein Vater gab ihm zum Studium ein Fässchen Wein mit und versprach ihm, er könne es bei Bedarf jederzeit auffüllen lassen. Man darf sich Wilhelm also als Bohemien vorstellen mit Freunden, Feiern, Gesang, Pfeife und auch Mädchen. Burschenschaften waren zu dieser Zeit verboten gewesen.
Eines Tages wurde er zum Universitätsamt gerufen und ihm mitgeteilt, dass gegen ihn eine Klage über eine angebliche Vaterschaft eines Kindes mit der 24-jährigen Friederike Maier, der Tochter eines Tübinger „Gog“ vorliege. Wilhelm bestritt dies energisch. Das Mädchen widerrief später ihre Behauptung, dass er mit ihr Umgang gehabt habe. Sie sagte, sie habe aber nur deshalb widerrufen, weil sie von ihm und seinem Rechtskonsulenten Wetzel bedrängt worden sei und 75 Gulden erhalten habe. Eigentlich seien 80 Gulden in zwei Raten ausgemacht gewesen, aber wegen sofortiger Bezahlung sei sie mit 75 zufrieden gewesen. Für das Universitätsamt war es denkbar gewesen, dass das Mädchen einen reichen Studenten als Vater angegeben hatte, um von ihm Geld zu erhalten. Wilhelm wurde schließlich von der Akademischen Disziplinar-Kommission vom Verdacht der Vaterschaft entbunden. Das Kind starb noch im ersten Lebensjahr und die Mutter starb mit nur 33 Jahren an „Schwindsucht“.
Die Beschuldigung und die Beunruhigung seiner Familie darüber gingen Wilhelm aber doch so nahe, dass er für das siebte und letzte Semester nach Heidelberg wechselte. Er erwähnte Friederike Maier in seinem späteren dichterischen Werk an keiner Stelle.
Student an der Universität Heidelberg (1840)
Dieses Semester weitete seinen Horizont erheblich. An der dortigen juristischen Fakultät traf er viele „Ausländer“, z.B. auch Johann Goethe, einen Enkel des großen Dichters. Das Studium ließ ihm viel Zeit, sodass er im Juni eine Reise rheinabwärts unternehmen konnte.
In Unkel traf er zufällig Ferdinand Freiligrath, der sich dort niedergelassen und einige trinkfeste Männer um sich versammelt hatte. Er war als Dichter der Meeres- und Wüstenromantik und des Rheins bekannt. Die Verbindung war über Gustav Schwab, Freiligraths Verleger, entstanden. In Freiligraths Haus ging es ziemlich fröhlich zu. Die beiden unternahmen gemeinsame Wanderungen im Ahrtal. Dabei schrieb Wilhelm Ganzhorn 34 Gedichte, die er Freiligrath widmete. Sie sammelten „Volkslieder aus dem Westerwald“ und gaben sie gemeinsam heraus. In ihren Briefen nannten sie sich gegenseitig „Dietwaldus“.
Im Herbst 1840 kam Freiligrath in Wilhelm Ganzhorns schwäbische Heimat, um mit seinen Verlegern Cotta und Krabbe über neue Verträge zu sprechen. Dabei traf er auch mit Justinus Kerner in Weinsberg und mit Ludwig Uhland in Stuttgart zusammen.
Juristische Prüfungen
Nach dem Heidelberger Semester kehrte Wilhelm Ganzhorn wieder nach Sindelfingen zurück, um sich auf die Prüfung vorzubereiten. Er wohnte in dieser Zeit aber nicht zuhause sondern den ganzen Winter über im Pfarrhaus, das gerade leer stand.
Im Juni 1841 bestand er die Erste juristische Staatsprüfung in Tübingen mit der Note „3. Classe, 1. Abteilung“, also im vorderen Mittelfeld. Ab Juli 1841 wurde er Justizreferendar in Esslingen. Danach kam er ans Königliche Kriminalamt und dann ans Königliche Stadtgericht in Stuttgart. Die Zweite Höhere Dienstprüfung bestand er im November 1842 mit der Note „2. Classe, 2. Unterabteilung“ und hatte damit die Befähigung zum Richteramt erlangt.
Tätigkeiten als Richter
Backnang (1843-44)
Im Januar 1843 trat er den Dienst als Assistent beim Oberamtsgericht Backnang an.
Er wohnte beim Bäcker Boulanger, und es gefiel ihm dort gut. Darüber schreibt er, er lebe dort „in aller Fidelität!“.
Sein Vater war 1841 verstorben, und sein Erbe verwaltete der Böblinger Stadtschultheiß Albert Fink. Zu ihm hatte Wilhelm ein sehr gutes Verhältnis. Er nannte ihn in Briefen „Lieber oder theuerster Pflegevater“, wenn die gerichtlichen Tagegelder verspätet eintrafen und er von ihm einen Vorschuss für Miete, Kleidung und Verpflegung brauchte. Da erbat er sich auch Geld für seine Reise nach Neapel und Zürich und für 3-4 Eimer Wein aus Rheinbayern (Pfalz). Im Sommer 1844 unternahm er zusammen mit dem Kriminalamtsaktuar Reichardt eine Reise nach Belgien und danach eine größere Reise nach Italien, die bis Capri und an den Vesuv führte.
Neuenbürg (1844-54)
Durch Dekret wurde er Ende August 1844 zum Gerichtsaktuar in Neuenbürg ernannt. Jedem Oberamtsrichter wurde damals ein Gehilfe beigegeben, der auch sein Vertreter war. So wurde Wilhelm Ganzhorn zweiter Richter am dortigen Oberamtsgericht und bezog eine regelmäßige Besoldung von jährlich 500 Gulden, zuzüglich 200 Gulden Alterszulage und freie Wohnung im Wert von 40 Gulden. Für amtliche Reisen erhielt er 4 Gulden.
Neuenbürg war für ihn ziemlich langweilig, aber es ging leger zu, sodass er auch mal „einen oder zwei Mittage schwänzen“ konnte. In dem kleinen Städtchen von 1800 Einwohnern gehörte er zu den Honoratioren. Er hatte bald gute Verbindungen zu vielen Leuten in gehobenen Positionen und gehörte den lokalen illustren Gesellschaften an. Seine Gedichte über bekannte Persönlichkeiten und bei Festlichkeiten brachten im zahlreiche Freunde und gute Verbindungen. Als Richter war er vor allem in Strafsachen tätig. Er war dabei sehr human und auch sonst in Stadt und Umgebung sehr beliebt. Mit seinem „Lord-Oberrichter“ stand er auf gutem Fuß.
Politische Betätigung
Schon 1843 begannen seine politischen Tätigkeiten. Im monarchistisch konservativen Württemberg vertrat er „liberale“ Positionen und kannte wohl auch Friedrich Hecker und Gustav Struve, die in Baden zum Kreis der Vormärz Aktiven gehörten. 1848 machte sich die französische Revolution auch in Württemberg bemerkbar. Die außerparlamentarische Auflehnung mit Versammlungen und Aufrufen bewirkte, dass König Wilhelm I. Zugeständnisse machen musste, die Aufhebung der Zensur veranlasste und liberale Gesetzesänderungen durchführte, obwohl er ein klarer Vertreter der Monarchie war. Ganzhorn war dagegen ein Verfechter einer konstitutionellen Monarchie und einer späteren Republik.
Als 1848 eine verfassungsgebende Nationalversammlung beschlossen wurde, setzte sich Ganzhorn im Wahlkampf in den Bezirken Wildbad und Neuenbürg intensiv für den badischen Bewerber Karl Mathy ein. Dieser wurde dann auch gewählt. Im ganzen Reich wurden vaterländische Vereine gebildet, und Wilhelm Ganzhorn wurde im Bezirk Neuenbürg ihr Schriftführer.
Dann bekamen jedoch die konservativen Kräfte wieder Auftrieb. Ganzhorn gehörte ganz sicher zu den gemäßigten der „liberalen“ Kräften, die jede Gewalt ablehnten. Aber der Neuenbürger Oberamtmann Bauer berichtete der Kreisregierung über Ganzhorn, dass er „republikanisch“ gesinnt sei, mit der äußersten Linken sympathisiert habe und mit Hecker und Struve persönlich bekannt sei. Damit brachte er ihn als Staatsdiener in den Geruch des Hochverrats und schadete ihm so nachhaltig.
Bewerbung als Stadtschultheiß in Sindelfingen 1850
Wilhelm Ganzhorn hatte immer noch Kontakte nach Sindelfingen. Als der Stadtschultheiß Conz starb, interessierte er sich für diese Stelle. Bei der Wahl standen sich konservative und liberal-demokratische Gruppen feindlich gegenüber. Die Demokraten unterstützen Wilhelm Ganzhorn, während die Konservativen Gottlieb Frank aus Böblingen unterstützten. Von deren Seite kam es zu einer Eingabe beim König, er möge Ganzhorn die Ernennung versagen, weil er „ein Republikaner von reinstem Schrot und Korn“ sei. In Neuenbürg wurde eine Information über seine politische Haltung eingeholt, und die beschrieb besagter Oberamtmann Heinrich Bauer als „republikanisch und der gegenwärtigen Staats-Regierung nicht freundlich zugethan“. Zudem gab es weitere Eingaben an den König und an den Innenminister gegen Ganzhorn.
Ganzhorn verzichtete in dieser erkennbar aussichtslosen Lage daraufhin auf die Ernennung und gab an den Justizminister eine Erklärung ab. Sie ist nicht erhalten, aber aus der Antwort ergibt sich, dass er eine Treueerklärung zur bestehenden Monarchie abgegeben hatte und darin versicherte, dass er den Richterberuf und die Stellung als Staatsdiener begriffen habe. Diese Änderung der politischen Haltung war Ausdruck seines Realitätssinns. Für seine weitere Karriere bestanden danach keine Hemmnisse mehr.
„Im schönsten Wiesengrunde“
Mit diesem Lied erwarb er sich unsterblichen Ruhm. Er vollendete es 1851. Das Lied ist eine einzige Apotheose an die Heimat und an die Natur. Der Titel hieß zuerst „Das stille Tal“ und erhielt erst 1876 den Titel „Im schönsten Wiesengrunde“. Die Vertonung stammt von einer Volksliedmelodie, die mit dem Text „Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf sein Grab“ bekannt war. Dieses Volkslied soll um 1830 aus alten Liedfragmenten im Kreis Heidelberger Studenten entstanden sein. Friedrich Silcher verwandte um 1850 diese Melodie für den Liedtext von Wilhelm Ganzhorn.
Weil das Lied mit seinen 13 Strophen für ein Volkslied viel zu lang ist und auch nicht alle Strophen die gleiche Qualität haben trotz der schönen Naturbilder, werden heutzutage nur drei oder fünf Strophen gesungen, entweder die Strophen 1, 12 und 13 oder die Strophen 1,3,5,12 und 13. Am populärsten ist sicherlich die letzte Strophe. Sie wird meist mit dem Titel „Dir, mein stilles Tal“ überschrieben.
Sterb ich, in Tales Grunde, will ich begraben sein,
singt mir zur letzten Stunde beim Abendschein:
„Dir, o stilles Tal, ´ Gruß zum letzten Mal!“
Singt mir zur letzten Stunde beim Abendschein.
Das Lied wurde rasch in ganz Württemberg bekannt. Ganzhorn übergab es dem Wildbader Stadtvikar Friedrich Krauß, und der veröffentlichte es in einer „Liedersammlung für die Schule“. Es erschien bald in Schweizer Liederbüchern, dann im ganzen deutschen Sprachraum bis nach Ungarn, Bessarabien, Siebenbürgen und bei Deutschen in Russland und sogar in den USA. Es gehört heute zum „klassischen deutschen Volksliedschatz“ von Laienchören und Gesangvereinen. Selbst im Heimatfilm „Du mein stilles Tal“ mit Curd Jürgens und Winnie Markus ist es 1956 gesungen worden.
Welches Tal ist gemeint?
Auf diese immer wieder gestellte Frage wird es wohl keine eindeutige Antwort geben.
Ganzhorn soll dem Vorstandsmitglied des Schwäbischen und Deutschen Sängerbundes gesagt haben, er habe das Lied Ende 1851 in Neuenbürg niedergeschrieben. Es sei ihm aber schon in den Sommerferien dieses Jahres in Sindelfingen bei einem Gang durch das in der Nähe befindliche Tal fertig auf die Seele und in den Mund gelegt worden. Das könnte das Sommerhofental, aber eher das Würmtal bei Döffingen gewesen sein, wo er seinen Großvater in der Stegmühle oft besuchte.
Eine andere Quelle besagt, dass er den Text beim Anblick des Wiesentals hinter dem Gasthof Rössle in Conweiler gedichtet habe. Seine Kinder meinten, dass er wohl einfach in einem glücklichen Augenblick durch ein schönes Stück Heimat dazu angeregt wurde. Er habe sich dahingehend geäußert, dass jeder das Lied zu Lob und Preis seines heimatlichen Tals singen solle. – ein wahrlich salomonischer Satz.
„Im schönsten Wiesengrunde“ wurde der Name des 1908 an der Sindelfinger Allee erbauten Gasthauses. Es steht heute noch dort, ist aber längst kein Gasthaus mehr, und der Zahn der Zeit nagt sehr an ihm. Ein weiteres Gasthaus mit diesem Namen steht im Botnanger Tal direkt an der verkehrsreichen Straße nach Botnang.
Oberamtsrichter in Aalen (1854-1859)
1854 wurde Ganzhorn provisorisch zum Oberamtsrichter in Aalen ernannt. Seine früheren politischen Aktivitäten hatten also keine negativen Folgen für ihn. Er bezog dort die 7-Zimmer Dienstwohnung.
Heirat mit Luise Alber 1855
Da jetzt sein Gehalt jetzt auskömmlich war, dachte er ans Heiraten. Er war bereits eng verbunden mit Luise Alber, der Tochter von Friedrich und Friederike Alber, Besitzer des Gasthauses „Rössle“ in Conweiler, heute ein Teilort von Straubenhardt. Er hatte Luise vermutlich bei einer Einkehr nach einer Wanderung kennengelernt. Es ist aber auch möglich, dass der Rechtskonsulent Dr. Lutz sie aufeinander aufmerksam gemacht hat. Dieser war ein Verwandter von Luise Alber, und mit ihm hatte Ganzhorn während der Revolutionszeit eng zusammen gearbeitet.
Für Wilhelms Eltern war die Heirat eine große Freude, da er jetzt schon 36 Jahre alt war. Luises Eltern waren dagegen von der Liaison ihrer eben 17-jährigen Tochter nicht begeistert, vielleicht auch, weil sie von seinen Erfahrungen mit anderen Mädchen gehört hatten. Zwar hatte er jetzt eine sichere und ehrenvolle Position, aber er hatte wenig Vermögen und hatte auch keine Erbschaft zu erwarten. Luise dagegen schon. Ihre Eltern versuchten, die Entscheidung hinauszögern, aber Wilhelm und Luise hatten sich vermutlich schon bei seinem Weggang aus Neuenbürg einander fest versprochen. Ganzhorn soll den Eltern Alber auch damit gedroht haben, dass er sich dann eben eine andere Frau suchen würde.
Die Hochzeit wurde im Januar 1855 in der Feldrennacher Kirche gefeiert, da Conweiler ihr Pfarrfilial war. Eine Tafel bei der Kirchentüre erinnert daran. Es gibt ein sehr ausführliches „Beibringens-Inventar“ der beiden. Wilhelm Ganzhorn brachte nur wenige Güter und nur 300 Gulden an Barem mit. Dazu kamen 4760 Gulden, die er in Form von Darlehen an andere Personen ausgeliehen hatte. Die Braut brachte dagegen 7000 Gulden mit, dazu Möbel, Schmuck, Kleider und eine sehr umfangreiche bürgerliche Aussteuer. Der Bräutigam hatte also eine sehr gute Partie gemacht. Sein Gehalt betrug jetzt 1000 Gulden im Jahr und stieg dann auf 1400 Gulden. Dazu hatte er eine freie Wohnung und gewisse Nebenbezüge.
Für seine weitere berufliche Karriere baute er sich gute Beziehungen auf. Er lernte in Aalen den Bauinspektor und späteren Baudirektor Georg von Morlok kennen. Dieser erbaute das neue Walzwerk in Wasseralfingen, die Bahnlinie von Cannstatt nach Wasseralfingen, und er baute Etzels alten Stuttgarter Bahnhof an der Schlossstraße um. Außerdem war er Landtagsabgeordneter mit sehr guten Beziehungen, wovon Ganzhorn sich Vorteile versprach.
Ganzhorn war zu dieser Zeit in die 3. Gehaltsklasse eingereiht. Als in Neckarsulm die Oberamtsrichterstelle mit der 2. Gehaltsklasse mit 200 Gulden mehr frei wurde, bewarb er sich und wurde im Dezember 1859 mit königlicher Entschließung dorthin versetzt.
Oberamtsrichter in Neckarsulm (1859-1878)
Neckarsulm war zu dieser Zeit von Feld-, Wein- und Obstbau geprägt sowie von der Viehzucht. Er bezog eine 7-Zimmer Wohnung mit 213 qm plus Kammern im Dachgeschoss in einem Haus, das erst vor kurzem im großen Garten des alten Kapuzinerklosters erbaut worden war. An Freiligrath schrieb er im April 1860: „Meine Wohnung ist eine wahre Villa, mit Aussicht auf Heilbronn, den Neckar und ins Weinsberger Tal; am Haus ein Morgen Garten und Weinberg, wo ich mir einen trefflichen Trunk selbst pflanze.“ Er lagerte im tiefen Keller seinen berühmten „Cometenwein“. Dieser Wein des Jahrgangs 1811, in dem der berühmte „Große Komet“ auftauchte und mit bloßem Auge sichtbar war, war wohl ein besonderer Jahrgang.
Hier in Neckarsulm fühlte sich die Familie Ganzhorn wie im Himmel. Die Taufen seiner beiden Söhne Hermann und Wilhelm gestaltete Wilhelm Ganzhorn ganz besonders. Ferdinand Freiligrath, Oberbaurat Morlok und Friedrich Wilhelm Hackländer waren die Taufpaten und die Tauffeste gerieten zu wahren Dichterwettbewerben zwischen Freiligrath, Scheffel und Ganzhorn.
Weinfreund und großer Gastgeber
Wilhelm Ganzhorn war ein überaus fröhlicher und großzügiger Gastgeber. Im Garten unter einer großen hundertjährigen Kastanie scharte er seine Freunde immer wieder gerne um sich und feierte mit ihnen große Feste mit ausgiebigen Weinproben schon am frühen Morgen. „Die Wogen der Laune und schlagfertigen Spaßlust gingen oft ziemlich hoch“, schrieb der Ludwigsburger Regierungspräsident v. Häberlen später. Zu seinem Freundeskreis gehörten viele Dichter aus dem Schwäbischen und anderswo und auch der ziemliche schillernde F.W. Hackländer aus Stuttgart, der sehr gute Verbindungen zu König Karl von Württemberg hatte.
Ganzhorn war ein schlagfertiger, humorvoller Unterhalter, und der Wein beflügelte sein Lebensgefühl. Ohne den Wein wären seine zahlreichen Gedichte wohl nie erschienen.
Er war Mitglied der „Gesellschaft für die Weinverbesserung“. Sie nannte sich später „Württembergischer Weinbauverein“ und war Vorläufer des heutigen „Württembergischen Weinbauverbands“. Durch seine Beziehungen konnte Ganzhorn günstig Wein erwerben und vermittelte ihn auch an seine Freunde. Mancher erhielt von ihm kostenlos ein Fässchen zur Probe.
Historischer Verein für das württembergische Franken
1860 trat Wilhelm Ganzhorn dem „Historischen Verein für das württembergische Franken“ bei. Er wurde bald Ausschussmitglied und war auch deren Anwalt. Durch sein kontaktstarkes Wesen konnte er aus dem Kreis der Honoratioren der Stadt zahlreiche Mitglieder gewinnen und wurde auch dadurch bald weithin bekannt.
In Kochendorf, Ödheim und Gundelsheim wurden Grabhügel geöffnet und im Hardthäuser Wald römische Mauerreste gefunden. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen wurden in der Vereinszeitschrift mitgeteilt. Auch im Sindelfinger Gewand Fuchsberg wurden von ihm Nachgrabungen an einem Grabhügel durchgeführt und darin eine große Brandplatte mit Kohle und Asche sowie rohen Gefäßscherben gefunden. Die Grabungen erfüllten natürlich nicht die Anforderungen unserer Zeit, aber das taten damals auch die der anderen Forscher nicht. Er hat sich mit seinen Untersuchungen und Veröffentlichungen besondere Verdienste um die Erforschung der steinzeitlichen, keltischen, römischen und alemannischen Altertümer in der Gegend von Neckarsulm sowie an Kocher und Jagst erworben. Hinzu kommen die von ihm verfassten geschichtlichen Darstellungen, die auch in der Oberamtsbeschreibung gewürdigt wurden. Einen Teil der Funde befinden sich in der „Ganzhorn’schen Sammlung“, die zuerst ins Schloss nach Künzelsau kam und dann nach Schwäbisch Hall.
Historischer Verein in Heilbronn
Ganzhorn war auch an der Gründung des „Historischen Vereins in Heilbronn“ beteiligt. In einem Beitrag zur Kunde der Vorzeit berichtete er über örtliche Sagen, wie das „Lennacher Hirtenmännle“, den „Häldengeist von Cleversulzbach“ und vom „Löffelstein“, der im Zusammenhang mit Grenzsteinen falsche Eide schwur. Der Löffelstein steht als Grenzstein noch heute am Waldrand bei Cleversulzbach. Ganzhorn hat mit seinem Gedicht „Die Gründung von Neuenstadt an der großen Linde“ auf die Bedeutung der uralten Helmbundkirche zwischen Cleversulzbach und Neuenstadt hingewiesen und erfolgreich den Abbruch der Ruine verhindert. Es ist unglaublich, wieviel Energie Ganzhorn hatte und in allerlei Initiativen investierte.
Höhepunkt seiner Neckarsulmer Zeit war der Besuch des preußischen Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich III. in Neckarsulm 1874 anlässlich eines Herbstmanövers in Heilbronn. Er ließ ausrichten, dass er am Bahnhof gerne den Oberamtsrichter Ganzhorn treffen wolle. Der ließ in Windeseile Ehrenjungfrauen einkleiden und stellte sich mit einem Pokal voller Wein an den Bahnsteig. Der Kronprinz soll den Pokal zweimal geleert haben, was auf diesem danach eingraviert wurde.
Oberamtsrichter in Cannstatt (1878-1888)
Auch als Jurist wurden Ganzhorn besondere Fähigkeiten und untadeliges Benehmen attestiert. Er hatte seine Pflichten als Gerichtsvorstand immer voll erfüllt und wurde als volksnaher, gerechter, menschenfreundlicher und beliebter Richter beschrieben. Er wurde 1863 Mitglied des Deutschen Juristentags und erhielt 1875 das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens.
Um 1870 wollte er in die Nähe von Stuttgart wechseln. Eine Bewerbung ans Oberamtsgericht in Esslingen misslang trotz Unterstützung durch seinen Freund Morlock. Ministerpräsident Mittnacht räumte damals einem älteren Amtskollegen den Vorrang ein. Dafür rückte Ganzhorn in die höchste Besoldungsklasse 1 auf.
1878 bewarb er sich um die freigewordene Stelle als Oberamtsrichter in Cannstatt mit der Begründung, dass seine Kinder hier die höheren Lehranstalten besuchen könnten. Er wollte damit näher bei seinen zahlreichen Freunden und Bekannten sein, und vermutlich wollte er im Hinblick auf seine zukünftige berufliche Karriere näher an der Staatsregierung sein. Das Justizministerium berichtet dem König Karl, Ganzhorn halte sein Neckarsulmer Amt in mustergültiger Ordnung und sei auch ein wohlwollender Richter. Man wolle ihn deshalb dort nicht verlieren. Trotzdem wurde er mit einer Verfügung nach Cannstatt versetzt. Der Abschied in Neckarsulm wurde ausgiebig gefeiert mit großen Diners in Rappenau, Neckarsulm und Neuenstadt.
In Cannstatt wurde er in einem Extrablatt der Cannstatter Zeitung und mit einem großen Festessen mit 200 Leuten im Hotel Bellevue gegenüber dem Bahnhof herzlich empfangen. Die Familie zog in ihre neue Wohnung in der Wilhelmstr. 10. Wilhelm Ganzhorn war vorher schonmal zur Inaugenscheinnahme dort gewesen. Als der dortige Gerichtsdiener ihm nach dem Weinkeller auch die Wohnräume zeigen wollte, antwortete Ganzhorn, diese würden „bei dem schönen Keller schon recht sein“. Der Keller war dann doch zu klein, und er pachtete noch einen weiteren Keller dazu, ehe seine vielen Weinfässer hier ankamen.
Von Cannstatt zog es Ganzhorn oft in die Landeshauptstadt. Er erfreute sich am vielfältigen kulturellen Angebot und besuchte häufig Museen, Theater- und Konzertaufführungen und wissenschaftliche Vorträge. Er wurde Mitglied des Anthropologischen Vereins und des Württembergischen Altertumsvereins, interessierte sich für Ausgrabungen und schrieb schaurige Gedichte darüber. Auch im literarischen Vortragsclub „Apostelkranz“ in Cannstatt wurde er Mitglied.
Ein Freund des Reisens
Schon ab 1850 begab sich Wilhelm Ganzhorn jedes Jahr auf eine längere Reise. Auch nach seiner Verheiratung reiste er stets alleine. Seine Frau blieb solange mit ihren Kindern zuhause oder bei ihren Eltern in Conweiler.
Seine Reisen führten ihn zur Weltausstellung nach London und auf der Heimreise nach Paris. Dann reiste er in die Schweiz, nach Südfrankreich und Spanien, nach Ungarn und Italien, Schweden und Dänemark. Aber auch Potsdam und Berlin, Stettin und Leipzig waren Ziele, in denen er viele Museen besuchte.
Er hatte eine vorzügliche Konstitution und war ein sehr guter Schwimmer, sodass er auch einmal den schnell fließenden Rhein durchschwimmen konnte. Und er war auch ein ausdauernder Wanderer. Im Alter sah er an sich „eine anständige Beleibtheit“, die sicherlich auch vom fröhlichen Feiern kam.
Sein Tod
Ende Juli 1880 war er von einer langen Reise nach Venedig, Kärnten und Graz über Salzburg wieder nach Hause zurückgekehrt. Er hatte eine „Aise“ (Furunkel) bekommen, die sich entzündet hatte. Es brach nach innen durch und führte zu einer damals unheilbaren Lungenentzündung. Er schrieb noch seiner Frau und den Kindern nach Conweiler, dass sie rasch zu ihm nach Hause kommen sollten. Am 9. September 1880 starb er zuhause.
Sein plötzlicher Tod erregte überall große Trauer. Ein langer Trauerzug führte vom Oberamtsgerichtsgebäude zur Beerdigung auf dem Uffkirchhof. Sein Grabmal ziert ein Medaillon mit seinem Portrait. An der gegenüber liegenden Friedhofseite liegt das Grab seines Freundes Ferdinand Freiligrath.
Andenken an Wilhelm Ganzhorn
Sein Andenken wird in Böblingen, Sindelfingen und in Conweiler und an seinen Wirkungsorten in Aalen, Neckarsulm und Cannstatt hoch in Ehren gehalten.
Sein Urenkel, Dr. Jürg Arnold veröffentlichte 2004 seine Biographie, und der Schwarzwaldverein Sindelfingen hat ihm im „Stadtgeschichtlichen Weg Sindelfingen“ eine Station am Ort des Elternhauses gewidmet.
Vor seinem Elternhaus in Sindelfingen war bis zu seinem Abbruch eine Tafel des Schwarzwaldvereins Sindelfingen angebracht gewesen. Ein Städtischer Wanderweg vom unteren Krankenhausparkplatz bis ins Wohngebiet Schleicher trägt seinen Namen, und das Stadtarchiv Sindelfingen bewahrt die Erinnerung an ihn auf.
In Neuenbürg ist das Gymnasium nach ihm benannt. In Straubenhardt-Conweiler steht ein Wilhelm-Ganzhorn Brunnen und an der Feldrennacher Kirche hängt eine Tafel anlässlich seiner Hochzeit mit Luise Alber. Im Internet findet man zahlreiche Links zu ihm und die Texte seiner vielen Lieder und Gedichte.
Seine beste und langlebigste Erinnerung ist aber sein vielgesungenes Lied „Im schönsten Wiesengrunde“.
Luise Alber
Sie tritt gegenüber ihrem berühmten Ehemann in den Hintergrund und soll deshalb hier näher vorgestellt werden.
Ihre Eltern waren die reichsten Bürger von Conweiler. Sie betrieben das Gasthaus „Rössle“, das heute noch besteht, allerdings mehrfach umgebaut wurde.
Luise war sehr hübsch und finanziell eine sehr gute Partie. Sie gebar in ihrer Ehe 10 Kinder, aber vier Kinder starben schon im Säuglingsalter, davon 3 Buben.
Neun Monate nach ihrer Hochzeit kam ihr erstes Kind Luise Marie auf die Welt. Ab da war sie viele Jahre mit dem Austragen und Erziehen ihrer Kinder beschäftigt. Sie wird als eine treue und sanftmütige Frau beschrieben, die in der Familie und im Haushalt aufging und während seinen häufigen und langen Reisen zuhause oder bei ihren Eltern in Conweiler blieb. Für seine großzügige Gastfreundschaft dürfte sein hohes Gehalt kaum ausgereicht und sie bekümmert haben. Wahrscheinlich hatte er jedoch neben seinem Richtergehalt noch private Nebeneinnahmen aus dem Aushandeln von Verträgen.
Nach seinem Tod musste Luise Ganzhorn die Richterwohnung in Cannstatt räumen. Sie blieb aber in Cannstatt und wohnte dort in den kommenden Jahrzehnten in verschiedenen Wohnungen. Sie lebte mit ihrer ältesten Tochter Luise sehr zurückgezogen in einem gemeinsamen Haushalt. Mit ihren Töchtern verbrachte sie die Sommerfrische gerne im Unteren Bad in Liebenzell. Sie besaß eine gute Gesundheit und litt bis zu ihrem Tod an keiner schweren Krankheit. Nach über 28-jähriger Witwenzeit starb sie 1909 in Cannstatt und wurde im Grab ihres Ehemannes beigesetzt.
Die Kinder von Wilhelm und Luise Ganzhorn
Luise Marie, * 1855 in Aalen, + 1910 in Cannstatt
Wilhelm Karl Gustav, * 1857 in Aalen, + 1857 in Conweiler
Marie Emilie Friederike, * 1858 in Aalen, + 1928 in Ötz, Tirol; sie war Vorsteherin diverser Kinderkrippen und Trägerin des Olga-Ordens
Wilhelm Karl Friedrich, * 1860 in Neckarsulm, + 1861 in Neckarsulm
Emma Jakobine Margarethe, * 1862 in Neckarsulm, + 1941 in Stuttgart
Bertha Sophie, * 1863 in Neckarsulm, + 1864 in Neckarsulm
Anna Frida Clara, * 1865 in Neckarsulm, + 1945 in Rottenburg
Erwin Reinhard, * 1867 in Neckarsulm, + 1867 in Neckarsulm
Hermann Eugen Ferdinand, * 1868 in Neckarsulm, + 1944 in Hohenhaslach. Er war Pächter diverser Güter, z.B. der Domäne Rechentshofen bei Hohenhaslach und des Guts Weitenburg bei Rottenburg.
Dr. jur. Friedrich Wilhelm, * 1871 in Neckarsulm, + 1960 in Stuttgart, Senatspräsident am Oberlandesgericht Stuttgart.
Literaturhinweise:
„Im schönsten Wiesengrunde“ – Wilhelm Ganzhorn Dichter des Liedes Im schönsten Wiesengrunde und seine Frau Luise, geb. Alber“.
Autor: Dr. Jürg Arnold, Urenkel von Wilhelm Ganzhorn. Das Buch erschien 2004 im Gulde – Druck GmbH Tübingen, Ostfildern. Es hat 388 Seiten und ist zu beziehen z.B. im Sindelfinger Stadtmuseum und Stadtarchiv oder von Antiquariaten.
Der Schwarzwaldverein Sindelfingen e.V. hat Wilhelm Ganzhorn im „Stadtgeschichtlichen Weg“ in seiner Homepage www.swv-sindelfingen.de eine Station gewidmet.
Begleitbuch zur Ausstellung „Facetten einer Stadt“ anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Stadtgründung von Sindelfingen, Stadtmuseum Sindelfingen, 2013.
Auch im Internet gibt es zahlreiche Quellen über Wilhelm Ganzhorn.