Storchenhaus
Auf dem Storchenhaus, Kurze Gasse 12, nistete noch in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Storch. Daher rührt sein Name. Das schöne Fachwerk ist besonders an der nördlichen Traufseite sehr ansprechend und dort im obersten Stockwerk und im östlichen Viertel noch weitgehend unverändert. Beachtenswert sind die zwei Holztafeln mit ausgestochenen Zierformen am Ostende des zweiten Obergeschosses.
Vor der Stiftsverlegung nach Tübingen 1477 gehörte das Hausgrundstück – obwohl in der Stadt liegend – zum Chorherrenstift. Das mächtige viergeschossige Haus mit einem hohen Renaissance-Sockelgeschoss und breiten Kellerabgängen wurde 1602 erstellt und diente bis etwa 1815 als Universitätskellerei. Der “Keller” hatte die Aufgabe, die der Tübinger Universität zustehenden Natural- und Geldabgaben aus den sehr zahlreichen dazu verplichteten Grundstücken in Sindelfingen und Umgebung einzuziehen und zu verwalten.
Von 1815 bis 1878 war das Haus in privater Hand und wurde zum Zentrum des Sindelfinger Garnhandels. Kaufleute aus Stuttgart und Esslingen mit Namen wie Neeff, Faber, Bardili und Sälzlen handelten hier mit Garnen für die vielen Sindelfinger Weber, die sich dabei oft verschuldeten.
1879 wurde das Storchenhaus von der Stadt erworben und seitdem sorgfältig renoviert. Es ist eines der eindrucksvollsten Häuser in Sindelfingen.