Haus Hagenlocher, einst Haus Wergo

Haus Hagenlocher, einst Haus Wergo
Bild: Gerhard Maus
Haus Hagenlocher, einst Haus Wergo
Hinter dem Marktbrunnen zweigt die Obere Vorstadt ab. Links das Haus des Viehhändlers Ullmann, rechts steht das Haus Adolf Hagenlocher.
Bild: Stadtarchiv Sindelfingen
Haus Hagenlocher, einst Haus Wergo
Marktbrunnen mit dem Standbild von Herzog Eberhard III.
Bild: Stadtarchiv Sindelfingen

Hinter dem Marktbrunnen (heute Schwätzweiberbrunnen) steht mit der Hausnummer Corbeil-Essonnes-Platz 9 ein weiteres stattliches Haus mit freigelegtem Fachwerk. Es war einst – wie die umgebenden Häuser – im Stiftsbesitz.

Im Jahr 1830 kaufte ein Mann mit dem ungewöhnlichen Namen Panagiot Wergo junior (1802 – 1886) diese Haus und ließ sich in Sindelfingen nieder. Sein Vater Panagiot Wergo senior stammte aus Konstantinopel und trieb in Stuttgart mit der damals sehr begehrten roten Baumwolle und türkischen Garnen Handel.

Panagiot Wergo junior wurde im Bürgerbuch als „Kaufmann und Conditor“ geführt. Er heiratete Mathilde Fink, die Tochter des Sindelfinger Amtsnotars. Das Gewerbekataster verzeichnete den Handel mit Garnen, Farben, „Porcellan“, Glas und „Spezereien“ (Gewürzen). 1834 wurde hier der Sohn Wilhelm geboren. Er ging 1855 in die Vereinigten Staaten und erwarb die dortige Staatsbürgerschaft. 1863 kehrte er nach Sindelfingen zurück und führte das elterliche Geschäft weiter.

Panagiot Wergo junior starb im Jahr 1886 und wurde auf dem Alten Friedhof begraben. Hier sind noch die Grabsteine seiner Nachfahren erhalten. Von ihm ist kein Portrait erhalten. Alle Unterlagen und Dokumente, die bereits für eine Familiengenealogie in Stuttgart zusammengetragen worden waren, gingen im Zweiten Weltkrieg unter.

Das Haus Wergo kam später in den Besitz der Familie Hagenlocher. Sie betrieb hier ein Geschäft für Küchengeschirr, Werkzeuge und Eisenwaren. In der Scheuer auf der gegenüber liegenden Seite der Ziegelstraße wurden Grobeisenwaren, Gasflaschen usw. verkauft. Später kaufte der Weinbauer Zaiß aus Untertürkheim die Scheuer und verpachtete sie an den „Besenwirt“. Als das Haus verkauft werden sollte, nahm die Stadt Sindelfingen ihr Vorkaufsrecht wahr. Sie verpachtete es weiterhin an den „Besenwirt“.