Marienplatz und Lehenviertel in Stuttgart
Dr. Alfred Hinderer
Das Lehenviertel, ein noch weitgehend erhaltenes Stadtquartier mit vielen architektonisch eindrucksvollen Häusern, schönen Straßenzügen und ruhigen Plätzen.
Der Marienplatz
ist der zentrale Platz und ein urbaner Szenetreff im Stuttgarter Süden. Rund um ihn finden sich heute schicke Restaurants, coole Bars und hervorragende (Eis-)Cafés. Die Zahnradbahn startet von hier ihre aussichtsreiche Auffahrt nach Degerloch, und auch der Stuttgarter Weinwanderweg hat hier seinen Anfangspunkt.
Der Marienplatz wurde 1876 angelegt und war das Bindeglied zwischen der modernen Residenzstadt und dem damals noch dörflichen Heslach. Er war benannt worden nach der Prinzessin Marie von Waldeck-Pyrmont ( * 1857 in Arolsen, † 1882 in Ludwigsburg) anlässlich ihrer Verlobung mit dem Kronprinzen Wilhelm, dem späteren König Wilhelm II. In der NS Zeit wurde der Platz umgetauft zum „Platz der SA“.
Von ihm gehen sternförmig mehrere Straßen ab: die Böblinger Straße, die Möhringer Straße und die Böheimstraße nach Kaltentalund Vaihingen, die Tübinger Straße in die Innenstadt, die Filderstraße und in ihrer Verlängerung die Olgastraße in den Osten und die Hohenzollernstraße in den Stuttgarter Westen. Hier ist auch die Einfahrt zum Heslacher Tunnel.
Zwischen diesen Straßen liegt der hufeisenförmige Marienplatz. Bis zum Jahr 2002 präsentierte er sich als ein eintöniges und durch viele Büsche unübersichtliches (und unsicheres) Betonrondell mit einem Haltestellengebäude für die „Zacke„ und die Straßenbahnen. Danach wurde er ausgelichtet und mit Sitzbänken in einem Baumrund, einem Spielplatz, einem Eiscafe-Kiosk und mit Treppenstufen zum gemütlichen Sitzen aufgewertet. Eine große Freifläche gibt Raum für einen kleinen Markt oder für Feste im Freien. Heute ist der Marienplatz bei schönem Wetter von buntem Leben erfüllt.
Er ist noch immer von gründerzeitlichen Gebäuden eingefasst, wenn auch der Krieg große Lücken gerissen hat. Einst stand auf dem Platz der riesige Rundbau mit 3500 Plätzen. Er wurde von Hangleiter errichtet, und in ihm fanden große Maifeiern statt, hielten die Sozialdemokraten 1893 ihren Parteitag ab, und so mancher Zirkus machte hier Station. 1916 wurde der Bau abgerissen. Danach fanden die großen Veranstaltungen in der Stadthalle in der Neckarstraße statt. Sie wurde im Krieg völlig zerstört. Heute steht an ihrem Platz das SWR Haus.
Unter dem Platz ist noch ein großer Tiefbunker aus dem Weltkrieg vorhanden. Die Decken und Wände sind so widerstandsfähig, dass man bei der Neugestaltung um sie herumbauen und die U-Bahn ihn unterfahren musste. Er wird von Musikbands als Übungsraum genutzt.
Zwei große Gebäuden stehen am Platz, die den Krieg überlebt haben und danach wieder hergestellt wurden: der Kaiserbau der Architekten Bihl und Woltz von 1911und der Filderbau, ein Schiefer gedecktes Gebäude mit Mansarden im Stil der großen Pariser Palais.
Der stilvoll – schlichte Kaiserbau am östlichen Platzrand galt zu seiner Zeit als architektonisches und geschäftliches Aushängeschild mit einem noblen Café, riesigen herrschaftlichen Wohnungen und modernster Haustechnik mit elektrischen Aufzügen.
Der Bau wurde nicht etwa nach einem Kaiser benannt, der die Residenzstadt einst besuchte, sondern nach dem Fabrikanten Automaten-Kaiser. Um die Wende ins 20. Jahrhundert waren Automaten sehr beliebt. Es gab den Postplatz-Automaten am Rotebühlplatz, den Charlottenautomaten an der Charlottenstraße, den Residenzautomaten an der Schloßstraße, den Kaiserautomaten und den Königsautomaten. Aus den Automaten konnte man für einen Groschen belegte Brötchen oder Kuchenstücke ziehen oder Bier in Gläser zapfen. Besonders beliebt waren die gelegentlichen Fehler. Der Automat spendierte dann unermüdlich Brötchen, bis der Nachschub zur Neige ging. Und wenn der Bierautomat einmal spann, musste man flink das Glas leer trinken, um das unaufhörlich weiter strömende Bier nicht zu vergeuden. Der Beginn des 1. Weltkriegs bedeutete für die meisten Automaten das Ende, aber ein Automat stand noch im Jahr 1939 in der Unteren Königstraße 10b.
Die Zahnradbahn
Am östlichen Rand des Marienplatz hat die „Zacke“ ihre Talstation für ihre 2 Km lange und bis zu 17 % steile Stecke die Alte Weinsteige nach Degerloch hinauf. Sie wurde 1883 durch Emil von Kessler, dem Direktor und Mitinhaber der Maschinenfabrik Esslingen in nur 3 Monaten mit Hilfe italienischer Arbeiter erbaut und überwand die Steigung „…mit einer Schnelligkeit, die dem Trabe eines Pferdes gleichkommt…“ Erst wurde sie mit einer Dampflok und dann elektrisch betrieben. Die Zacke überquerte die Neue Weinsteige oberhalb des Haigst auf einer Stahlgitterbrücke, die den Namen „Türkenbrücke“ trug. Er kommt davon, weil sie 1884 bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Türkei bestellt aber nicht abgeholt wurde. So tat sie hier ihren Dienst, bis sie bei der Verbreiterung der Neuen Weinsteige ersetzt werden musste.
Oben auf der Höhe konnte man ab 1888 auf die Filderbahn umsteigen, die über Möhringen und die Filderhochfläche in Richtung Esslingen führte. Ihre einstige Trasse ist an vielen Stellen noch gut erkennbar. Die Filderbahn hatte am Bopser Anschluss an die Stuttgarter Straßenbahn. Mit ihr transportierten die Marktfrauen ihr Gemüse, Geflügel, Blumen und frische Eier von den Fildern hinunter in die Residenzstadt zum Wochenmarkt am Rathaus und in die Markthalle.
Als dann in unserer Zeit die U-Bahn vertunnelt und die Straßenbahntrasse von der aussichtsreichen Weinsteige weggenommen wurde, wurde die Zacke von der Nägelestraße bis zur Haltestelle Albplatz verlängert.
Vom Haigst hat man einen wundervollen Blick über Stuttgart. Aber auch der Blick ins Viertelesglas in einer Besenwirtschaft auf dem Haigst ist ein Erlebnis.
Das Degerlocher Villenviertel und einstige Sommerfrische
Bald nach dem Bau der Zahnradbahn entstand an der Nägele-, Melitta- und Knödlerstraße das Degerlocher Villenviertel. Die „Villa“ wurde schnell zum bevorzugten Wohnort vieler Prominenter auf der Höhe über Stuttgart, darunter auch vieler jüdischer Mitbürger. Im Haus Knödlerstr. 5 wohnte von 1945 bis 1970 Ida Kerkovius, die Malerin und Weberin von Kunstteppichen, Schülerin von Hölzel. Sie wurde 1908 seine Meisterschülerin. Nach seinem Tod 1934 ging sie nach Riga und kam 1939 nach Stuttgart zurück, erhielt aber Ausstellungsverbot. Als 1945 ihr Atelier in der Urbanstraße zerstört war, ließ Max Ackermann auf einem Grundstück von Erich Schurr, dem das Kaufhaus Maerklin gehörte, zwei Behelfsheime erbauen, eines davon für Ida Kerkovius. Hier soll sie ihre selbst gefärbte Wolle für die Teppiche im Garten getrocknet haben, wie sich alte Degerlocher erinnern. Ansonsten erinnert hier nichts mehr an ihr Wirken.
Die windarme Tallage Stuttgarts brachte den Einwohnern schon immer Probleme. Im Sommer kamen sie kräftig ins Schwitzen und im Winter mussten sie im Dunst der Kohleheizungen und Industriekamine leiden. Deshalb entstanden ringsum auf den Höhen Ausflugsgasstätten: der Weißenhofbäck am Killesberg, das Jägerhaus am Hasenberg, das Schützenhaus am Kanonenweg (heute Haußmannstraße) oder die Lokale auf der Stitzenburg und am Burgholzhof. Auch Degerloch wurde so eine Sommerfrische.
Wichtiger Pate für die „Zacke“ war der Degerlocher Ziegeleibesitzer Karl Kühner, dem der Bauboom in Degerloch besonders am Herzen lag. Er spendierte an der Nägelestraße einen Aussichtsturm, der eine Hauptattraktion für die Ausflügler aus dem Kessel wurde. 1943 wurde seine Spitze weggesprengt, damit sich die alliierten Flieger beim Zielanflug nicht an ihm orientieren konnten und 1956 wurde der Rest vollends abgetragen.
Die alten, ratternden Wagen der „Zacke“ wurden inzwischen durch leisere ersetzt, was den Anwohnern sicher Freude, den alten Fans aber Trauer bereitete. Es gibt nichts Schöneres, als im Frühjahr, wenn in Stuttgart schon die Forsythien, Tulpen und dann die Osterglocken blühen, während auf den Höhen im Umland noch alles grau ist, mit der Zacke zu fahren und das Blüten- und Duftmeer zu genießen.
Der ursprüngliche an der Filderstraße gelegene Alte Zahnradbahnhof wurde 1907 von den Architekten Lambert und Stahl im Jugendstil umgebaut. 1937 wurde er an den Marienplatz hinüber verlegt. Beinahe wäre der alte Bahnhof danach abgerissen worden, aber er wurde glücklicherweise renoviert und ist seitdem Spielstätte des Theaters „Die Rampe“. Die Gebäude und die Gleisanlagen hinter dem ehemaligen Bahnhofsgebäude dienen der Zahnradbahn weiterhin als Wagendepot.
Die Zahnradbahn ist heute eine große Attraktion für die Stuttgarter, für die Besucher und neuerdings auch für die Mountainbiker. Sie lassen ihre Fahrräder auf dem Vorschubwagen nach Degerloch hinauf transportieren und können dann auf der im Oktober 2015 neu gebauten offiziellen Downhillstrecke vom Dornhaldenwald wieder ins Tal hinuntersausen. Der „Woodpecker-Trail“ beginnt auf der Höhe unterhalb des Degerlocher Albplatzes und endet an der Karl-Kloß-Straße in Stuttgart-Heslach. Er dabei überwindet einen Höhenunterschied von 120 Metern, verfügt über 27 verschiedene Hindernisse und ist rund einen Kilometer lang.
Das Lehenviertel
entstand um die Wende zum 20. Jahrhundert, als sich die Stadt in der Gründerzeit nach allen Richtungen ausbreitete. Die Häuser zwischen der Alten Weinsteige, der Filder-, Immenhofer-, und Zellerstraße besitzen eine große architektonische Vielfalt mit Elementen des Historismus und des Jugendstils. Das gemischte Wohn- und Gewerbeviertel mit schönen Straßenzügen und Plätzen steht mittlerweile ganz unter Denkmalschutz. Eine Bürgerinitiative kümmerte sich mit Verkehrsberuhigungen und Baumpflanzungen darum, dass das Viertel ruhig, aber trotzdem lebendig und lebenswert bleibt. Mittlerweile sind hier die Preise fürs Mieten und für Eigentumswohnungen durchaus auf dem Niveau des Killesbergs. Jedes Jahr im September wird auf dem Marienplatz und entlang der Liststraße mit Bierbänken im Freien das Lehenviertelfest „Sterne des Südens“ gefeiert, und im benachbarten Heusteigviertel wird in der Mozartstraße immer am letzten Juniwochenende groß gefeiert.
Die Weinstube Kochenbas, Immenhofer Str. 33
ist eine der letzten alten und gemütlichen Vesperbeizen, von denen es im alten Stuttgart einst viele gab: den Krabbendusel, die Ilge (Lilie), die Pappschüssel, die Bettlade, den Engele Buck, das Mostkasino oder den Anker.
Die ehemalige Beiz „Zum Immenhofer“ wurde einst von der Wengerterfamilie Koch gekauft und von seiner Bas (Kusine) Pauline Koch betrieben. Man ging „zum Koch seiner Bas“. Vor der Jahrtausendwende hieß die Wirtin Emmy Rettenmaier. Sie betrieb die Wirtschaft bis hoch in ihre Neunzigerjahre und gab sie dann an ihre ehemalige Bedienung weiter. Später betrieb diese die Wirtschaft „Bäckerschmiede“ in der Schurwaldstr. 42, wo einst der Gaisburger Marsch erfunden worden sein soll.
Der Fangelsbachfriedhof
wurde 1823 im Süden der Stadt in der Nähe der einstigen mittelalterlichen Siedlung Immenhof auf damals freiem Feld angelegt. Er ersetzte den Leonhards – und den Lazarettfriedhof, der 1564 wegen einer Pestepidemie erbaut worden war. Mit dem Bevölkerungsanstieg der Stadt reichten sie nicht mehr aus. Namensgeber war der gleichnamige Bach, der aus dem Wald oberhalb der neuen Weinsteige kommt und durch eine steile Schlucht in den Nesenbach mündet. Er ist 3.5 ha groß und hat 5700 Grabstätten.
Am westlichen Eingang wurde 1874, am 4. Jahrestag der Schlacht von Champigny-Villiers, ein Kriegerdenkmal für 124 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten eingeweiht. Auf einem Sockel mit 4 Eckpostamenten mit Bronzekandelabern stand ein steinerner Sarkophag und darauf die Figur „Vaterland“ in antikem Gewand und mit einem Lorbeerkranz in jeder Hand. Auf dem Unterbau waren auf 10 Erztafeln die Namen der 124 Toten auf dem Fangelsbachfriedhof und der 14 Soldaten, die auf dem Hoppenlaufriedhof beerdigt worden waren. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg durch eine Fliegerbombe sehr stark zerstört, drei der zehn Tafel völlig. Die restlichen sieben Tafeln umrunden heute den neuen Gedenkstein aus Schwarzwälder Granit, den 1963 der Künstler Hubert Albert Zimmermann schuf. Er erinnert jetzt auch an die Kriegstoten der beiden Weltkriege.
Im Folgenden sollen ein paar der bekanntesten Grabstätten vorgestellt werden:
Dr. Sixt Carl Kapff, Prälat ( *1805 in Güglingen, † 1879 in Stuttgart)
Nach dem Studium der Theologie war er Lehrer in der Schweiz und Studienleiter am Tübinger Stift. Als Pfarrer und Dekan wirkte er in verschiedenen Pfarrämtern, unter anderem bei der Brüdergemeinde in Korntal. Zusammen mit der Stuttgarter Kaufmannsfrau Charlotte Reihlen gründete er 1854 an der Stuttgarter Rosenbergstraße die Evangelische Diakonissenanstalt, die zur Kaiserswerther Diakonie gehört. Sie ist auch heute ein wichtiges und großes Krankenhaus und Altenpflegeheim. Rund um das Mutterhaus leben etwa 200 Diakonissinnen im Ruhestand. Ihre Arbeit im Krankenhaus und Altenpflegeheim haben inzwischen Mitarbeiter übernommen, die sich dieser Tradition verbunden fühlen
Dr. Sixt Carl von Kapff und Karl Gerok waren Prediger an der Stuttgarter Stiftskirche. Auch als Dichter waren beide sehr bekannt und beliebt und ihre Predigten hatte riesigen Zulauf. Sie waren die Zentralfiguren des württembergischen Pietismus im 19. Jahrhundert. Sixt Kapff veröffentlichte 1860 sein viel verbreitetes Predigtenbuch. Mit Kapff und seinen Anhängern verbinden sich aber auch die Bilderstürmereien gegen die Marmorplastiken (1869) im oberen Schlossgarten und gegen den Galatheabrunnen am Eugensplatz (1890). König Wilhelm ignorierte die Anfeindungen, aber Königin Olga reagierte auf die Angriffe verärgert und ließ wissen, dass, wenn die Proteste nicht bald aufhörten, sie die Figur umdrehen lassen werde. Ihr nacktes Hinterteil würde dann zur Stadt zeigen.
Einst waren in Stuttgart drei bekannte Klavierbauerfamilien ansässig: Klinkerfuß, Schiedmayer und Pfeiffer. Letztere haben Stuttgart inzwischen verlassen und führen ihre Geschäfte anderorts weiter. Hier auf dem Fangelsbachfriedhof finden wir noch die Gräber von zwei Familien.
Johanna Klinkerfuß, Pianistin ( * 1855 in Hamburg, † 1924 in Stuttgart)
Ihr Ehemann Apollo Klinkerfuß war Klavierbauer und trug den Ehrentitel eines Hofrats. Neben seinen eigenen Klavieren führte er in seinem Geschäft auch die Marken Bechstein, Blüthner und Steinway.
Johanna Klinkerfuß studierte Klavier am Konservatorium in Stuttgart und in Weimar bei Franz Liszt. Er bezeichnete sie als eine „auserlesen Pianistin“. Von König Karl von Württemberg wurde sie zur königlich-württembergischen Hofpianistin ernannt. Sie war über Jahrzehnte im Musikleben präsent. Auch ihre Tochter Margarethe Klinkerfuß wurde eine große Pianistin. Ihre feudale Villa in der Kanzleistraße 18 war ein Ort, an dem sich Kunstschaffende trafen, darunter so bekannte Komponisten wie Johannes Brahms, Edvard Krieg, Wilhelm Furtwängler, Hugo Wolf und Max Reger. Auch die Stuttgarter Architekten Friedrich Theodor Vischer und Christian Friedrich von Leins waren hier oft zu Besuch.
Johann Lorenz Schiedmayer ( * 1786 in Erlangen, † 1860 in Stuttgart)
Bereits 1711 gründete Balthasar Schiedmayer in Erlangen eine Klavierfabrik. Seine Nachkommen siedelten nach Stuttgart über, wo der Enkel Johann Lorenz Schiedmayer ein Geschäft eröffnete. Wegen der hohen Qualität seiner Instrumente waren eine große Zahl hochrangiger Persönlichkeiten seine Kunden. Ihm folgten seine Söhne Adolf und Hermann. Die Klavierfabrik stand von 1821 bis 1969 an der Neckarstraße 14-16, dort, wo heutige die Staatlichen Hochschule für Musik und das Haus der Geschichte (heute Konrad-Adenauer-Straße) stehen. Als Friedrich Silcher nach Stuttgart zog, wohnte er zwei Jahre bei der Familie Schiedmayer.
Eliane Schiedmayer gründete 1995 die Schiedmayer – Celeste GmbH und verlegte den Betrieb im Jahr 2000 nach Wendlingen. Eine Niederlassung mit Ausstellung der Produkte stand auf dem Gelände der ehemaligen Villa Gaucher und späteren Stadtgärtnerei an der Heilbronner Straße.
Armin Lang ( * 1928 in Holzkirchen, † 1996 in Stuttgart)
Er wurde in Oberbayern geboren und war Film- und Fernsehproduzent und Synchronsprecher. Sein Name ist verblasst, aber seine Figuren „Pferdle und Äffle“ sind uns noch in Erinnerung. 1960 war erst das Pferdle da, dann kam 1965 das Äffle hinzu. Sie lockerten das SDR Programm mit ihren munteren Sprüchen auf, ab 1970 sogar in Farbe. Und dann konnten sie sogar noch selbst sprechen. 1986 gesellte sich zu beiden Schwaben noch die kurpfälzische Hundedame Schlabbinchen, gesprochen von der Schauspielerin Elsbeth Janda. 1988 zog Armin Lang nach Bayern, aber schon bald plagte ihn das Heimweh zu seinen Figuren. Er starb 1996. Unvergesslich sind die Melodien:
Äffle: „Das isch der Bananenblues, ja das isch der Bananenblues, der Himmel hängt voller Bananen bloß..“
Pferdle: „das ischt der Haferblues, ja das ischt der Haferblues, der Super-Doppelzentner-Haferblues …“
Gustav Siegle, Fabrikant ( * 1840 in Nürtingen, † 1905 in Stuttgart)
Mit seinem Namen sind der Hügel zwischen Reinsburg- und Mörikestraße und das Gustav-Siegle-Haus bei der Leonhardskirche verbunden.
Gustav Siegles Vater, Heinrich Siegle, war Apotheker in Nürtingen. Er wechselte aber den Beruf und eröffnete zunächst in München, dann 1848 in Stuttgart eine kleine Farbenfabrik an der Rotebühlstr. 101. 1863 übernahm sein Sohn Gustav nach dem Chemiestudium an der Polytechnischen Schule in Stuttgart den Betrieb. Vermutlich 1864 führte er die Gewinn bringende Produktion von Anilinfarben ein, die damals entdeckt worden waren und die die teuren Naturfarbstoffe wie das Indigo ersetzen konnten.
Er fusionierte 1873 mit seinem Fabriknachbarn Rudolf Knosp und mit der damals kleinen Badischen Anilin & Sodafabrik in Ludwigshafen. Gustav Siegle wurde ihr Generaldirektor und Rudolf Knosp der Vorsitzende des Aufsichtsrats. 1889 legte Gustav Siegle seinen Posten nieder und kaufte seine alte Fabrik in Stuttgart wieder zurück. Er gründete sie neu und verlegte sie nach Feuerbach. Sie ist dort bis heute eine bedeutende Fabrik für Druckfarben.
Gustav von Siegle saß 1887-98 für den Wahlkreis Stuttgart als Abgeordneter der Nationalliberalen im Reichstag, war Aufsichtsratsmitglied in vielen Industrieunternehmen und Banken und gehörte zu den reichsten Bürgern Württembergs. Er erhielt vom König den persönlichen Adel und den Titel Geheimer Kommerzienrat.
Er konnte in wenigen Jahren einen außerordentlichen Reichtum aufhäufen. Er kaufte den gesamten Hügel zwischen der Reinsburg- und der Mörikestraße oberhalb der schon bestehenden Silberburg. Der Hügel erhielt den Namen Karlshöhe erst in der Regierungszeit von König Karl (1864-91). An der Reinsburgstraße ließ er sich eine pompöse Villa nach dem Vorbild der Villa Carlotta am Comer See erbauen. Seine Tochter Dora schenkte die Villa später der Stadt Stuttgart für ein Pflegeheim. Sie wurde im Krieg vollständig zerstört und abgebrochen. Das elegante Teehaus von Julie Siegle auf der Spitze des Reinsburghügels wurde ohne Not für die Gartenschau von 1964 abgebrochen. Heute ist dort eine Aussichtsplatte mit einem Imbissstand. Im ehemaligen Garten der Villa sind die Spazierwege und der jüngst restaurierte Athene Brunnen erhalten geblieben.
Gustav von Siegle war verheiratet mit Julie Siegle, einer Tochter von Robert und Wilhelmine Wetzel, Badhotelpächter in Wildbad. Das Ehepaar Siegle hatte 5 Töchter und zwei Söhne. Nur drei der Töchter überlebten die Eltern:
Das dritte Kind, Margarete Gertrud („Gretel“) (1867 – 1934), heiratete 1887 den Fabrikanten Carl von Ostertag-Siegle (1860 – 1924, Landgut Hardt, Gemeinde Hoheneck).
Zu ihrer Hochzeit ließ Gustav von Siegle für sie an der Mörikestraße 24 eine feudale Villa bauen. Im Villengarten ließ Carl von Ostertag 1905 seine Sammlung von über 200 wertvollen römischen Bruchstücken unterbringen. Die Villa und den Garten kaufte 1950 die Stadt. Im Garten ist heute das sehr sehenswerte Städtische Lapidarium untergebracht.
Das fünfte Kind, Martha Gabriele Clara (1872 – 1953), heiratete 1892 den Arzt Prof. Albert Freiherr von Schrenck von Notzing, praktischer Arzt in München.
Das sechste Kind, Helene Dora (1877 – 1955; gest. in Friedenfels) heiratete 1896 den königlichen Kammerherrn und Hauptmann a.D. Baron Fritz von Gemmingen-Hornberg (1860-1924). Dieser ließ die Villa Gemmingen an der Mörikestraße unterhalb der Karlshöhe von den Architekten Albert Eitel und Eugen Steigleder erbauen. Sie ist nach wechselvollem Schicksal heute wieder im Besitz einer Nachfahrin, der Freifrau von Tessin.
Gustav von Siegle war ein großer Mäzen. Einen großen Teil seines Vermögens stellte er für wohltätige Zwecke zur Verfügung; unter anderem finanzierte er den Bau des ersten Feuerbacher Krankenhauses. Er starb 1905, nur 65-jährig, nach einem schweren Schlaganfall, der weitreichende Lähmungen zur Folge hatte. Seine Witwe machte der Stadt eine Stiftung mit 700.000 Goldmark zum Bau einer kulturellen Einrichtung. Ab 1910 wurde von Theodor Fischer das Gustav-Siegle-Haus erbaut und 1912 eingeweiht. Es ist heute Bühne und Heimat der Stuttgarter Philharmoniker. Im Stuttgarter Westen ist die Gustav-Siegle-Straße nach ihm benannt.
Wilhelm Kurtz, Glockengießer ( * 1879 in Stuttgart, † 1974 in Stuttgart)
Acht Generationen beschäftigten sich in der Firma Kurtz mit der Herstellung von Feuerspritzen und der Glockengießerei, darunter auch sein Großvater, Christian Heinrich Kurtz (1806 – 1875), der ebenfalls hier begraben liegt.
Wilhelm Kurtz war der letzte in der langen Reihe. Er modernisierte den Feuerspritzenbau von den schweren und monströsen zu leichteren und handlicheren Spritzen. Weil in den Kriegen die Glocken stets eingeschmolzen wurden, um daraus Granatenteile zu produzieren, herrschte danach immer Hochkonjunktur. Und mit dem Bau neuer Siedlungen wurden auch neue Kirchen gebaut und dafür Glocken benötigt. Von 1947 bis 1962 wurden bei Wilhelm Kurtz in der Heusteigstraße 41 über 3600 Glocken gegossen, mehr als bei allen seinen Vorfahren zusammen. Dazu gehörte die Glocke der Stuttgarter Stiftskirche, des Ulmer Münsters und das Glockenspiel des Stuttgarter Rathauses. Die letzte Glocke wurde für die Stadtkirche St. Dionys in Esslingen gegossen. Das Haus und die Werkstatt im Hinterhaus existiert schon lange nicht mehr. Heute steht dort ein gesichtsloser Neubau.
Wilhelm Pelargus, Zinngießer ( * 1820 in Stuttgart, † 1901 in Stuttgart)
Nach seiner Ausbildung als Zinngießer im väterlichen Betrieb arbeitete er in namhaften Zinngießereien in Frankfurt/Main, München und Nürnberg. 1845 gründete er seine eigene Zinngießerei. Seine kunsthandwerkliche Arbeit verschaffte ihm die Aufmerksamkeit des Königs Wilhelm I. Er war häufiger Besucher in seiner Werkstatt und beauftragte ihn mit vielen Arbeiten beauftragte, zum Beispiel Kunstgussarbeiten für das Schloss Rosenstein und die Wilhelma, wo Pelargus sich insbesondere durch hervorragende Tierabgüsse künstlerisch entfalten konnte. Auch ein Relief an der Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz stammt von ihm. Die Pelargusstraße im Stuttgarter Süden, nur wenige Meter vom Fangelsbachfriedhof entfernt, wurde nach ihm benannt.
Johann Baptist Pischek, Kammersänger ( * 1814 in Mscheno, Tschechien, † 1873 in Stuttgart)
Pischek studierte Rechtswissenschaften in Prag, wurde dann Klavierlehrer und ging schließlich als Sänger zum Theater. Ab 1838 sang er auf vielen Bühnen Europas, so in Brünn, Wien und Bratislava. Mit seinen Erfolgen wuchs sein Ruhm und er wurde Bariton am Frankfurter Staatstheater. 1843 begann er mit Gastspielen an der Stuttgarter Hofoper und erhielt den Posten eines Kammersängers auf Lebenszeit. Daneben hatte er immer wieder Gastspiele in London und Wien.
Nikolaus Friedrich von Thouret, Architekt ( * 1767 in Ludwigsburg, † 1845 in Stuttgart)
Er wurde bereits mit 11 Jahren an der Hohen Karlsschule zum Hofmaler ausgebildet und studierte in Paris und Rom Architektur. Als Hofbaumeister in der Zeit des Klassizismus arbeitet er unter Herzog Carl Eugen und König Friedrich I. Er schuf zwischen 1805 und 1807 die Innenausbauten des Neuen Schlosses nach dem großen Brand und für die Schlösser in Ludwigsburg (ab 1799), Monrepos (1804) und Solitude. Am einst barocken Schlösschen Favorite führte er die klassizistischen Änderungen durch. Außerdem entwarf er den Cannstatter Kursaal (1825 – 26) und arbeitete an den Schlössern in Hohenheim und Weimar. Zu seinen weiteren Werken gehörte der Marktbrunnen und der Brunnen am Alten Postplatz und der Umzug der evangelischen Kirche vom Schloss Solitude an den Untere Königstraße – heute Eberhardskirche. Er entwarf wichtige Straßen in Stuttgart und Privathäuser und ordnete die Schlossgartenanlagen neu. Nach ihm wurde die Thouretstraße beim Bahnhof benannt.
Luise Schall, geb. Rau ( * 1806 in Horkheim, † 1891 in Stuttgart)
Ein nur noch schwer lesbarer Grabstein erinnert an Luise Rau. Ihr Vater, der Pfarrer von Plattenhardt, starb 1829. Um den Pfarrdienst weiterhin zu versehen, wurde der junge Vikar Eduard Mörike hingeschickt. Er lebte eine Zeitlang im Haus der Witwe und Tochter Luise. Eduard und Luise fanden rasch Gefallen aneinander und verlobten sich noch im selben Jahr. Die Briefe an seine Braut und eine Federzeichnung von ihr sind erhalten geblieben. Im Jahr 1830 musste Mörike zur nächsten Vikarstelle nach Owen/Teck weiterziehen. Immer wieder berichtete er Luise, seinem „Gretchen“, von seinem Leben. Sie aber löste im Spätherbst 1833 die Verlobung und erbat ihre Briefe zurück. Eine der Gründe für die Entfremdung mag ihre Enttäuschung über die schlechten Berufsaussichten ihres Verlobten gewesen sein. Und vielleicht fühlte sie sich auch zu sehr als „Luftbild“ verehrt und zu wenig als „im Leben“ verstanden. Die Erfahrungen aus seiner Verlobungszeit verarbeitete Mörike in seine zweiteiligen Novelle „Maler Nolten“. Luise heiratete später den Pfarrer Schall aus Stuttgart.
Carl Friedrich Freiherr von Schiller ( * 1793 in Ludwigsburg, † 1857 in Stuttgart)
Er war der älteste Sohn von Friedrich Schiller und Patenkind von Johann Wolfgang von Goethe, wuchs in Weimar auf und verbrachte fast jeden Tag in Goethes Haus am Frauenplan. Karl von Schiller widmete sich später nicht der Dichtkunst sondern sein Leben lang der Forstwissenschaft. 1828 wurde er Oberförster und hatte die Leitung der Forstämter in Rottweil und Lorch inne. 1845 wurde er von König Wilhelm I. in den erblichen Fürstenstand erhoben. Seinen Lebensabend verbrachte er mit seiner Frau in Stuttgart. In der gleichen Grabstätte sind auch sein Sohn, Friedrich Ludwig Ernst von Schiller (1826 – 1877), und dessen Frau Mathilde Freifrau von Schiller (1835 – 1911) beigesetzt. Sie war die letzte Trägerin des Dichternamens.
Vor einigen Jahren wurde die Fürstengruft in Weimar geöffnet. Man fand in Schillers Sarkophag anstatt eines einzelnen Skeletts Schädel und Knochen mehrerer Personen. Friedrich Schiller wurde nach seinem Tod zuerst in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. 1826 wurde er wieder exhumiert, und Goethe soll seinen vermeintlichen Schädel für ein halbes Jahr an sich genommen haben. 1827 wurde dieser Schädel und das mutmaßlich zugehörige Skelett sowie weitere Knochen in der Fürstengruft beigesetzt. Goethes Leichnam wurde nach seinem Tod 1832 in einem gleichartigen Sarkophag neben Schiller beigesetzt.
Um die Authentizität der Knochen DNA technisch zu prüfen, wurden die seiner nahen Angehörigen mit untersucht. Dazu wurden die Gräber seiner älteren Schwester Christophine in Meiningen und der jüngeren Schwester Luise in Möckmühl, seiner Frau Charlotte in Bonn und das Grab ihres Sohns Karl von Schiller auf dem Fangelsbachfriedhof geöffnet. Außerdem wurden auf dem Gerlinger Friedhof die Gräber seiner am 23. März 1796 verstorbene Schwester Karoline Christiane, genannt Nanette, und des am 7. September 1796 verstorbenen Vater Johann Caspar geöffnet ebenso das Grab seiner Mutter Elisabetha Dorothea, geb. Kodweiß auf dem Friedhof in Cleversulzbach. Das Ergebnis der DNA Analyse brachte eine Überraschung: keiner der Schädel und Knochen stammten von Schiller. Sein Sarkophag in der Weimarer Fürstengruft ist seitdem leer.
Anton Kreidler, Fabrikant ( * 1863 in Stuttgart, † 1942 in Stuttgart)
Er hatte 1889 das Unternehmen Stuttgarter Telegraphendraht- und Kabelfabrik an der Böblinger Straße 52 in Stuttgart – Heslach gegründet, das handbetriebene Drahtumspinnmaschinen herstellte. Die beiden Gebäude mit schön restaurierten Außenfassaden im Gründerzeitstil nahe dem Eugen-Schöttle-Platz und den Benger Gebäuden sind erhalten geblieben. An der Mörikestraße 69 wurde ein Metallwerk gegründet und als Kreidler’s Metall- und Drahtwerke Zuffenhausen GmbH an den Siegelberg verlegt. Daraus ging die Motorradherstellung hervor.
Sein Nachfahre Alfred Kreidler trat 1924 in die Leitung des Betriebs ein und übernahm die Firma 1942. 1949 begann er die Entwicklung von Kleinkrafträdern Mopeds, Mofas, Mokicks Klein- und Leichtkrafträdern mit 50 – 80 ccm mit den Namen „Florett“ und „Flory“. Ab 1955 wurden sie im Kreidler Werk II an der Schwieberdinger Straße in Zuffenhausen in der ehemaligen Lederfabrik Sihler und Cie hergestellt. Später wurde die Produktion als Fahrzeugbau Kornwestheim bei Stuttgart an den Güterbahnhof in Kornwestheim verlegt.
Mopeds waren in den 1960er Jahren der Hit für männliche und weibliche Teenagers und bekamen Kultcharakter. 1.3 Millionen Mopeds wurden allein von Kreidler hergestellt. Mit der Rennversion der „Kreidler Florett“ war die Firma bei vielen Weltmeisterschaften im Motorradrennsport erfolgreich. Der Betrieb ging 1982 in Konkurs, als Autos erschwinglicher wurden und für Mopeds Versicherungsprämien, Führerschein und Helmpflicht eingeführt wurden.
Die Marke Kreidler existiert in Form der Kreidler-Zweiradgesellschaft weiter. Zunächst wurden Garelli-Mofas – mit Tanks des Kreidler-Mofas Flory – unter dem Namen Kreidler verkauft. 1986 begann die Herstellung von Kreidler-Fahrrädern und 1996 wurde die Produktion von motorisierten Zweirädern wieder aufgenommen. Der Anteil der Eigenentwicklung an diesen Fahrzeugen ist gering; sie beschränkt sich auf die Zusammenstellung bewährter Komponenten asiatischer Hersteller. Kreidler wurde in den 1990er-Jahren vom Fahrradhersteller Prophete übernommen. „Florett“ Mofas sind auch heute noch gefragt und in eBay erhältlich.
Ein Stolperstein für Dr. Robert Gutmann
Vor dem Haus Markusplatz 1 ist im Gehweg ein „Stolperstein“ eingelassen. Er erinnert an den jüdischen Arzt Dr. Robert Gutmann, der hier zuletzt wohnte. Er wurde ein Opfer der verbrecherischen Behandlung der jüdischen Mitbürger durch die NS Machthaber.
Als Jude wurde er 1933 sofort aus dem Dienst entlassen und seine Approbation aberkannt. Statt Arzt war er jetzt nur noch „Judenbehandler“. In seinem Schicksal spiegelt sich das der Stuttgarter und aller Juden wider: Diskriminierung in der Lebensführung und in der Öffentlichkeit, Zwang zum Tragen des „Judensterns“ und des zusätzlichen Vornamens „Israel“, Einstempelung des „J“ in die Kennkarte, Entzug des Eigentums, zwangsweise Einweisung in ein „Judenhaus“ und schließlich Deportation, Ermordung oder elender Tod. Im Buch über die Stuttgarter Stolpersteine und im Internet findet man Ausführliches über ihn.
Die Markuskirche
wurde von 1906 bis 1908 vom Kirchenarchitekt Heinrich Dolmetsch im Jungendstil zwischen Gärten und Weinbergen erbaut. Als erste Kirche in Eisenbetonbauweise steht sie unter Denkmalschutz. Den Bombenkrieg überstand sie als einziges Gotteshaus in der Innenstadt nahezu unbeschädigt. Schon ihr äußeres Erscheinungsbild ist beeindruckend und ihre Innenausstattung sehr sehenswert. Ein mächtiges Tonnengewölbe schafft viel Licht und Raum. Zur Verbesserung der Akustik wurde es mit einer Schicht aus Korkschrot verkleidet. Dolmetsch hat viel Ideenreichtum und handwerkliche Kunst bis ins kleinste Detail aufgewandt. Ein schöner und reich bebilderter Kirchenführer erläutert den Bau und die Details im Inneren.
Am Eingang auf der rechten Seite erinnert eine Tafel an die „Stuttgarter Schulderklärung“ vom August 1945. Wir wollen uns für dieses interessante Thema vielleicht ein anderes Mal Zeit nehmen. Die Kirche ist täglich ab 15.30 Uhr geöffnet und einen Besuch wert. In der Markuskirche finden auch schöne Konzerte und viele andere Veranstaltungen statt.
Literatur:
Wer sich über diesen und andere Friedhöfe und die Biographien der Verstorbenen informieren will, findet hier weitere Informationen:
„Stuttgarter Friedhofsführer“ von Werner Christopher Koch
Silberburg-Verlag, ISBN 978-3-8425-1203-0
Im Internet: https://wo-sie-ruhen.de/